Unternehmerische Integrität: Anspruch, Wirklichkeit, Instrumente

Wie lässt sich unternehmerische Integrität in der Praxis erfolgreich managen? Auf Basis aktueller Forschung haben wir mit Unternehmensvertreter*innen konkrete Ansätze diskutiert.

Im Zuge der gesellschaftspolitischen Diskussion um mehr Nachhaltigkeit sind auch die Anforderungen an unternehmerische Governance gestiegen. Neben den regelbasierten Compliance-Systemen gewinnt eine prinzipienbasierte Integritätskultur zunehmend an Bedeutung. Doch was beinhaltet unternehmerische Integrität? Welche Herausforderungen stellen sich den Unternehmen in der Praxis? Und welche Instrumente können Unternehmen beim effektiveren Management von Compliance und Integrität (C&I) unterstützen? Wir sind diesen Fragen gemeinsam mit Unternehmensvertreter*innen aus verschiedenen Branchen, dem Berufsverband der Compliance Manager (BCM) und der HHL Leipzig Graduate School of Management nachgegangen.

Während die Teilnehmer*innen zunächst ein gemeinsames Integritätsverständnis als Ausgangsbasis für die weitere Diskussion entwickelten, widmeten sie sich im Anschluss der Identifikation von typisch auftretenden Konfliktfeldern. Wertvolle Einsichten lieferten an dieser Stelle die Ergebnisse des von Prof. Dr. Andreas Suchanek und Maja Petrushevska geleiteten Forschungsprojekts “Nudging Corporate Compliance und Integrität – auf der Grundlage des Ethischen Kompasses”. Das Projekt wird vom KBA-NotaSys Integrity Fund gefördert.

Danach wurzeln viele Regelverstöße in einem mangelndem (Unrechts-)Bewusstsein („Das tut doch keinem weh.“), dem fehlenden Willen (z.B. aufgrund eines Vertrauensdefizits) oder im fehlenden Können (z.B. durch starken Druck, Zeitknappheit). Zugleich macht es gerade der enorme Zuwachs an Regeln den Mitarbeitenden sehr schwer, sich stets alle Vorschriften ins Bewusstsein zu rufen. Hier zeigte sich einmal mehr die Bedeutung eines gemeinsamen Spielverständnisses sowie die nachhaltige Vermittlung von Unternehmenswerten in alle Bereiche des Unternehmensalltags.

Wie Praktiker*innen Compliance- und Integritätsanforderungen als Investition in eine nachhaltige Wertschöpfung motivieren können (Ethischer Kompass) und wie diese Motivation mit konkreten Verhaltensinterventionen unterstützt werden kann (Nudging), war Gegenstand des zweiten Teils des Workshops.

Das Feedback der Teilnehmer*innen fiel sehr positiv aus. Besonders gelobt wurden der gelungene Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sowie die Möglichkeiten zum persönlichen Austausch und Best-Practice Sharing. Eine Fortsetzung des Formats wurde von allen Beteiligten begrüßt und wird in der zweiten Jahreshälfte angestrebt. Inhaltlich soll es hier verstärkt um das Verhältnis zwischen Compliance und Integrität gehen.