Der ethische Kompass für Führung im Alltag

Das 7. Führungskolloquium startete mit einer Keynote der Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock

Wie können Führungskräfte im Lichte von Wettbewerbs- und Zeitdruck, Knappheit und kulturellen Unterschieden verantwortlich handeln? Warum kommt es immer wieder zu Skandalen, die niemand gewollt hat? Wie lässt sich ein ethischer Kompass für verantwortliche Führung im Alltag entwickeln? Mit diesen Fragen haben sich Entscheider:innen aus 20 führenden Unternehmen sowie Social Start-Ups im nunmehr 7. Wittenberger Führungskolloquium auseinandergesetzt, das vom 26.bis 28. September 2017 am WZGE stattfand. Gemeinsam gingen sie der Frage nach, welche Beiträge gute Führung unter zunehmend volatilen, ungewissen, komplexen und ambivalenten Bedingungen – in der so genannten „VUKA-Welt“ – leisten kann.

Eröffnet wurde das Kolloquium von Dr. Martin von Broock mit einer kurzen Einführung in die Arbeit des WZGE. Die Keynote hielt in diesem Jahr Annalena Baerbock, Bundesvorsitzende der Grünen, mit einem Impuls zu ihrem eigenen Führungskompass sowie ihren Erwartungen an Führungskräfte der Wirtschaft im Kontext der ökologischen und digitalen Transformation, deren Gestaltung die Grünen derzeit in ihrem Grundsatzprogramm diskutieren. Darauf stellten Prof. Andreas Suchanek (WZGE/HHL Leipzig Graduate School of Management) und Prof. Philipp Schreck (WZGE/ MLU Halle-Wittenberg) im ersten Teil des Kolloquiums wissenschaftlich fundierter Instrumente zur Schärfung der ethischen Argumentationskompetenz von Führungskräften vor, mit denen sich Fragen des „Moralischen Wollens und Sollens“ sowie Fragen des „Moralischen Könnens“ analysieren lassen.
Den Kern des zweiten Teils des Kolloquiums stellte der Austausch mit Expert:innen aus der Praxis dar: Mit Dr. Joana Breidenbach, Gründerin von betterplace.org, diskutierten die Teilnehmenden die These, dass kollektive Führung vor allem „innere Arbeit an sich selbst“ aller Beteiligten erfordere. Ethische Chancen und Risiken des zunehmenden Einsatzes von Künstlicher Intelligenz im Personalmanagement standen im Mittelpunkt der Diskussionen mit Sven Semet, HR Thought Leader bei IBM. John Morton, ehemaliger Klimaberater von Obama, diskutierte mit den Teilnehmer:innen die Frage, wie Unternehmen zu Vorreitern anstatt zu Verlierern der langfristig unaufhaltbaren grünen Transformation der Wirtschaft werden können trotz kurzfristiger „business realities“.

Auf Basis der so gewonnenen Impulse aus Wissenschaft und Praxis entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im dritten Abschnitt die Prämissen ihres individuellen ethischen Kompasses für gute Führung im Alltag. Der mit dem Wittenberger Führungskolloquiums geschaffene Reflexionsraum abseits des Tagesgeschäfts, die Möglichkeit zum tiefergehenden Dialog und des wechselseitigen Lernens, unterstützt durch Rotationsdinner und Ähnlichem, wurde auch in diesem Jahr dankbar angenommen.

Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung der guten Gespräche beim nächsten Alumnitreffen des Wittenberger Führungskolloquiums.