Wollen, Sollen, Können: Bereits zum 8. Mal fand das Wittenberger Führungskolloquium statt
Was ist gute Führung? Wie geht man mit (ethischen) Konflikten um? Wie lässt sich gute Führung auch angesichts realer Limitierungen (u.a. Wettbewerb und Ressourcenknappheit) realisieren? Und wie lassen sich „Kosten“ für ethisches Handeln in Investitionen in die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens verwandeln? Mit diesen Fragen haben sich Entscheider:innen führender Unternehmen von „Allianz bis Wacker“ im nunmehr 8. Wittenberger Führungskolloquium auseinandergesetzt, das vom 18.bis 20. September 2019 am WZGE stattfand. Gemeinsam gingen sie der Frage nach, wie sich Werte und Wirklichkeit, Sollen und Können, so harmonisieren lassen, dass Führungskräfte nicht mehr zwischen dem Wohl des Unternehmens und dem Wohl der Gesellschaft unterscheiden müssen, sondern beide Anliegen in die gleiche Richtung weisen.
Eröffnet wurde das Kolloquium von Dr. Martin von Broock mit einer kurzen Einführung in die Arbeit des WZGE. Die Keynote hielt in diesem Jahr Harald Christ, Vorstand, Unternehmer mit politischem Herzblut, der für Authentizität und gesellschaftliches Engagement von Führungskräften geworben hat: Es braucht EntscheiderInnen, die ihren eigenen Weg mit kräftiger Stimme für das Wohl der Gemeinschaft gehen. Diesen Gedanken hat Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff bei einer Dinnerspeech am gleichen Abend bekräftigt und dabei stark gemacht, dass Führungskräfte auch Verantwortung für die Gestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben, damit diese den ethischen Ansprüchen unserer Zeit genügen und das eigene sowie politische Handeln legitimieren.
Diese Impulse und Diskussionen bildeten einen spannenden Bezugsrahmen für den theoretischen Kern des Kolloquiums: der Vorstellung wissenschaftlich fundierter Instrumente zur Schärfung der ethischen Argumentationskompetenz von Führungskräften, mit denen sich Fragen des „Moralischen Wollens und Sollens“ sowie Fragen des „Moralischen Könnens“ analysieren lassen. Die Impulse dazu kamen wieder von Prof. Andreas Suchanek (WZGE/HHL Leipzig Graduate School of Management) und Prof. Philipp Schreck (WZGE/ MLU Halle-Wittenberg).
Den Kern des zweiten Teils des Kolloquiums stellte der Austausch mit Expert:innen aus der Praxis dar: Mit Katja Carson, Leiterin der Abteilung Finanzen und Verwaltung sowie stellvertretende Geschäftsführerin bei Ärzte ohne Grenzen diskutierten die Teilnehmenden wie man sich als Führungskraft im Konfliktfall zwischen Prinzipien und Pragmatismus bewegt. Ethische Chancen und Risiken des zunehmenden Einsatzes von Künstlicher Intelligenz im Personalmanagement standen im Mittelpunkt der Diskussionen mit Sebastien Gießler, Researcher bei Algorithm Watch. Prof. Dr. Manfred Kirchgeorg, Leipzig Graduate School of Management und Mitglied im Aufsichtsrat verschiedener Unternehmen, diskutierte mit den Teilnehmer:innen die Frage, welches Ziel Unternehmen mit Wachstum verfolgen, wenn man die Prämisse teilt, dass Wachstum kein Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck ist.
Auf Basis der so gewonnenen Impulse aus Wissenschaft und Praxis entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im dritten Abschnitt die Prämissen ihres individuellen ethischen Kompasses für gute Führung im Alltag. Der mit dem Wittenberger Führungskolloquiums geschaffene Reflexionsraum abseits des Tagesgeschäfts, die Möglichkeit zum tiefergehenden Dialog und des wechselseitigen Lernens, unterstützt durch Rotationsdinner und Ähnlichem, wurde auch in diesem Jahr dankbar angenommen.
Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung der guten Gespräche beim nächsten Alumnitreffen des Wittenberger Führungskolloquiums.