(Wie) Gelingt die Verkehrswende als Gemeinschaftswerk?

Im Mittelpunkt der 5. Akademie für Energie und Akzeptanz stand das Thema „Elektromobilität“.

Am Ende waren sich Automobilkonzerne, Umweltverband, Energiedienstleister und Verbraucherschützer einig: Ohne gemeinschaftliches Handeln lässt sich Elektromobilität in Deutschland nicht vorantreiben. Solange alle gegenseitig mit dem Finger aufeinander zeigen, verändert sich nichts. Deshalb haben sich die Akteure auf folgendes Investitionsprogramm verständigt:

Etablierung eines gemeinsamen Labels für die Ladesäuleninfrastruktur unter Wahrung hoher Datenschutzstandards, Verdoppelung des staatlichen Investitionsprogramms von 300 Mio. Euro durch Energieversorger und Automobilhersteller sowie Garantie eines Anteils von 85 Prozent erneuerbarer Energien im Verkehrssektor.

Nun ist dieses Verhandlungsergebnis in seinen Details nur bedingt realistisch, weil es aus der Simulation eines Stakeholder-Dialogs hervorgegangen ist: Tatsächlich sind 18 Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen von 14 Universitäten für drei Tage in die Rolle der genannten Akteure geschlüpft. Wertvoll für die Wirklichkeit sind dagegen die Erkenntnisse, die aus dem Diskussionsverlauf abgeleitet werden können: „Im Interesse einer gemeinsamen Lösung muss man sich in die Rolle des anderen hineinversetzen können“, kommentierte Christian Hochfeld, der als Direktor der Agora Verkehrswende vielfältige Erfahrungen in realen Multistakeholder-Prozessen gesammelt hat. Ergebnisoffenheit und Kompromissbereitschaft bedeuten allerdings nicht, die eigenen Interessen zu verbergen oder gar preiszugeben. „Ich hätte mir etwas mehr konkrete Positionierungen gewünscht: Was passiert mit den Arbeitsplätzen, wenn keine Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden?“ sagte Dr. Weert Canzler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung in seinem Statement.

Die Dialogsimulation war der Höhepunkt der 5. Akademie für Energie und Akzeptanz, die vom 26. Februar bis 3. März 2017 am Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik (WZGE) unter Förderung der innogy Stiftung für Energie & Gesellschaft und in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Energiemanagement und Nachhaltigkeit der Universität Leipzig stattfand. Ziel des Formats ist es, Nachwuchskräften ethische Reflexions- und Argumentationskompetenzen am praktischen Beispiel zu vermitteln.

Nach bewährtem Schema erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im ersten Block eine Einführung in die ethische und energiewirtschaftliche Theorie durch Prof. Andreas Suchanek (HHL Leipzig Graduate School of Management, WZGE), Prof. Andreas Knie (Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel) und Prof. Thomas Bruckner (Universität Leipzig). Im zweiten Schritt wurden sie durch Praxisvertreter vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, dem Energieversorger innogy, der Verbraucherzentrale Bundesverband sowie dem Automobilhersteller BMW auf ihre Rolle vorbereitet. Die Stakeholder-Simulation wurde wiederum von der Wirtschaftsjournalistin Dr. Ursula Weidenfeld moderiert und einer sachkundigen Jury bewertet.

In der Auswertung zogen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein sehr positives Fazit der Akademie und hoben den innovativen Charakter des Theorie-Praxis-Formats hervor. Zufrieden zeigte sich auch innogy Stiftungs-Geschäftsführer Dr. Stephan Muschick: „Mit diesem Salon-Format segeln wir hart am Wind und sind sehr nah an den Alltagsthemen der Energiewende, in der man mit alten Rollenbildern zu keinen neuen Lösungen kommt.“